LNG-Projekt gefährdet Fischerei – Senegal und Mauretanien gehören jetzt auch zu den Flüssigerdgas-Exporteuren

Das Großprojekt „Greater Tortue Ahmeyim“ (GTA), ein gemeinsames Flüssigerdgas-Vorhaben von Senegal und Mauretanien, hat mit der Förderung begonnen. Internationale Konzerne wie BP und Kosmos Energy betreiben die Offshore-Plattform an der Grenze beider Länder. Schon im ersten Jahr sollen über 2,5 Millionen Tonnen LNG exportiert werden.

Während die Regierungen auf wirtschaftliche Impulse hoffen, schlagen Umwelt- und Fischereiverbände Alarm. Die Plattform liegt in einem der fischreichsten Gebiete Westafrikas, das Hunderttausenden Menschen Lebensgrundlage bietet. Seit Beginn der Bauarbeiten berichten Fischer von sinkenden Fangmengen. Hinzu kommen Sorgen um die Verschmutzung durch Bohrarbeiten und Schiffsverkehr.

Senegal und Mauretanien sehen im Projekt eine große Chance: Neben Exporterlösen sollen auch lokale Arbeitsplätze entstehen. Kritiker werfen jedoch vor, dass der Großteil der Gewinne an ausländische Konzerne geht und die ökologischen Risiken zu wenig beachtet wurden. Zudem steht das Projekt im Widerspruch zu internationalen Klimazielen, da es auf fossile Energien setzt.

Ökologische Auswirkungen

Lebensraumverlust und Biodiversitätsrückgang

Großflächige Rodungen und Sandentnahmen für LNG-Terminals führen zur Zerstörung empfindlicher Küstenlebensräume wie Seegraswiesen, Mangroven und Korallenriffe. So wurden beim Gladstone‑LNG‑Projekt allein über 60 750 m³ Sediment aus dem Meeresboden gebaggert und in der Nähe des Great‑Barrier‑Reef‑Ausschlussgebiets verpresst, was deutliche Verluste an Habitatstrukturen und Artenvielfalt zur Folge hatte Wikipedia. Eine aktuelle Untersuchung von Earth Insight warnt zudem, dass die geplanten weltweiten Ausbauten von LNG‑Infrastruktur signifikante Risiken für sensible Küstenökosysteme bergen und zu einem dauerhaften Rückgang mariner Biodiversität führen können assets.takeshape.io.

Chemische und Wasserbelastungen

Während der Bau- und Betriebsphase gelangen Treibstoffe, Schmieröle und diverse Prozesschemikalien in Grund- und Oberflächengewässer. Eine Umweltverträglichkeitsstudie zu PNG LNG zeigt, dass dabei Schadstoffe wie Benzol, Xylol, Toluol und Schwermetalle wie Quecksilber freigesetzt werden können, wenn Leitungen beschädigt werden EHP. Außerdem führen aufgewirbelte Sedimente in Verpressungsgebieten zur Freisetzung potenziell saurer Tonminerale (PASS), die erhöhte Metallkonzentrationen im Wasser verursachen und so Fischen irreparable physiologische Schäden zufügen können Wikipedia.

Thermische Effekte und Abwärmeeinleitungen

Die Regasifizierung von LNG erfordert große Mengen an Kühlwasser, das nach Prozessdurchlauf oft deutlich erwärmt wieder in die Umgebung entlassen wird. Studien belegen, dass diese warmen Abwässer lokale Temperaturprofile verändern, was negativen Einfluss auf planktonische Organismen und benthische Lebensgemeinschaften haben kann Wjarr. Eine systematische LCA‑Analyse chinesischer LNG‑Anlagen hebt hervor, dass neben Abwärme auch Abwässer und Gasemissionen während der Verflüssigung und Regasifizierung erhebliche Umweltlasten verursachen, wenn keine effektiven Abkühlungs- und Rückgewinnungssysteme implementiert werden MDPI.

Luftschadstoffe und Treibhausgasemissionen

LNG‑Infrastruktur emittiert nicht nur CO₂, sondern durch Methanlecks auch hochwirksame Treibhausgase. Untersuchungen von Transport & Environment zeigen, dass Methan im kurzen Zeithorizont rund 80‑mal klimaschädlicher ist als CO₂ und entlang der gesamten Lieferkette entweicht – von Förderung über Transport bis zur Verflüssigung T&E. Eine aktuelle Studie argumentiert zudem, dass die Klimawirkung von LNG aufgrund von Methan‑Slips über einen 20‑Jahres‑Zeitraum sogar höher sein kann als die von Kohle Financial Times.

Schall‑ und Lichtbelastung

Die Bauarbeiten für LNG‑Terminals erzeugen Geräuschpegel zwischen 111 und 170 dB, die marine Lebewesen stören, Stress auslösen und Hörschäden verursachen können Wikipedia. Auch der wachsende Schiffsverkehr mit hunderten LNG‑Carriern jährlich erhöht die nächtliche Licht- und Unterwasserlärmbelastung erheblich, was sich negativ auf Wanderungs- und Fortpflanzungszyklen von Meeresschildkröten, Walen und Fischen auswirkt Environment Energy Leader.

Einschleppung invasiver Arten

LNG‑Carrier nutzen Ballastwasser, das unzählige Mikroorganismen und Wirbellose enthält. Beim Löschen des Ballasts gelangen diese Arten in fremde Ökosysteme und können dort heimische Populationen verdrängen. Untersuchungen zeigen, dass täglich tausende Organismen über Ballastwasser weltweit verschleppt werden Shorelines. Die Umsetzung der Ballastwasser‑Management‑Konvention der IMO zielt darauf ab, diesen Vektor zu kontrollieren, doch viele Schiffe verfügen noch nicht über effektive Behandlungsanlagen Wikipedia.

Kumulative und langfristige Effekte

Die Kombination aus Lebensraumverlust, Verschmutzung und Klimaeinfluss kann zu Systemkipp‑Punkten führen: Fischbestände brechen ein, Korallenriffe bleichen dauerhaft aus und Küstenlandschaften erodieren. Forschung warnt davor, dass der Ausbau von LNG‑Infrastruktur eine fossile Lock‑in‑Wirkung entfaltet, die den Übergang zu erneuerbaren Energien erschwert und so Ökosysteme über Jahrzehnte belastet Earth Insightassets.takeshape.io.

Minderungsmaßnahmen und Best Practices

Zur Abschwächung der ökologischen Auswirkungen empfehlen Experten die Minimierung des Baggervolumens durch horizontales Bohren, geschlossene Kühlwasserkreisläufe bei Regasifizierern und kontinuierliches Leckagemonitoring mittels Infrarotkameras. Zudem sollten umfassende Umweltverträglichkeitsprüfungen vorgeschaltet, Schutzgebiete um sensitive Habitate eingerichtet und moderne Ballastwasser‑Aufbereitungssysteme installiert werden MDPIWikipedia.

Technische Besonderheiten

Das Greater Tortue Ahmeyim (GTA)-Projekt, das sich auf der maritimen Grenze zwischen Senegal und Mauretanien befindet, nutzt hochmoderne Offshore-Technologien, um Erdgas aus Tiefseereservoirs zu fördern, zu verarbeiten und zu exportieren. Hier sind die zentralen technischen Komponenten:

Technische Hauptkomponenten des GTA-Projekts

1. Tiefsee-Förderung

2. FPSO (Floating Production Storage and Offloading)

3. FLNG (Floating Liquefied Natural Gas) – „Gimi“

  • Funktion: Diese umgebaute LNG-Tankerplattform verflüssigt das gereinigte Gas durch kryogene Kühlung und speichert bis zu 125.000 m³ LNG zur Verschiffung.

  • Standort: Etwa 10 km vor der Küste, in 30 m Wassertiefe, nahe der Grenze zwischen Senegal und Mauretanien. Turbo Machinery MagazineOffshore Technology

4. Turbomaschinen und Ventile

  • Kompressoren: Vier PGT25+G4-Gasturbinen von Baker Hughes treiben die Kompressoren für die Gasverflüssigung an.

  • Ventile: Über 550 speziell entwickelte kryogene und nicht-kryogene Ventile von AMPO POYAM VALVES steuern den Gasfluss unter extremen Bedingungen. Offshore EnergyAmpo

5. Pipelines und Offshore-Bau

  • Leitungen: Zwei 16-Zoll-Exportpipelines mit einer Länge von 75 km wurden von Allseas installiert, unterstützt durch das weltweit größte Bauschiff, die Pioneering Spirit.

  • Schwerkraftbasierte Struktur (GBS): Für Phase 2 ist eine GBS geplant, um die Emissionen zu reduzieren und die Kapazität auf bis zu 3 Mio. t LNG pro Jahr zu erhöhen. ConstructionreviewEuropaWire

Henriqueta Inacio Da Silva

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